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Wer stoppt die Bayern?

Hans Zaremba zum Bundesliga-Start

Als am 5. Mai 2012 der BVB 09 aus Dortmund zum zweiten Mal nacheinander die Bundesliga mit einer Meisterschaft abschloss und überdies eine Woche später in Berlin im DFB-Pokalfinale durch das 5:2 gegen den FC Bayern München dazu noch das begehrte Double einsacken konnte, ahnte kaum jemand etwas von der folgenden Vorherrschaft der Münchener mit ihren zehn Meistertiteln von 2013 bis 2022. Diese Überlegenheit der Bayern zu beenden, will die Dortmunder Borussia in der am ersten August-Wochenende beginnenden 50. Auflage der Fußball-Bundesliga erreichen.

Berlin am Samstag, 12. Mai 2012: Nach dem Meistererfolg sieben Tage zuvor im Wettbewerb mit dem FC Bayern München blickt in der Hauptstadt eine Gruppe der Lippstädter „Optimisten“ mit Vorfreude auf das Pokalfinale gegen die Münchener.
Archiv-Foto: Sammlung Hans Zaremba

Dortmund

Dafür haben die Schwarz-Gelben nach der für sie – trotz des Vizemeistertitels – verkorksten Saison 2021/22 etliche Maßnahmen getroffen. Speziell für die Kaderplanung, wo Niklas Süle, der in München selten wertgeschätzt wurde, Nico Schlotterbeck aus Freiburg und bisherige Kölner Salih Özcan die zuletzt arg anfällige Dortmunder Abwehr stärken sollen. Neben dem schon länger geplanten Sportdirektor-Wechsel von der Borussen-Legende Michael Zorc zum früheren BVB-Kapitän Sebastian Kehl wurde auch der eigentlich noch bis 2024 laufende Kontrakt mit dem erst im Juli 2021 für die stolze Ablöse von fünf Millionen aus Mönchengladbach weggeschnappten Übungsleiter Marco Rose aufgelöst. Die Verbindung mit dem in Leipzig geborenen Sportlehrer war eine der größten Fehlgriffe in der seit Februar 2005 währenden Zeit des BVB-Vorstandsoberen Hans-Joachim Watzke, der nach dem Weggang von Jürgen Klopp im Mai 2015 bei den späteren Coach-Verpflichtungen (Thomas Tuchel, Peter Bosz, Peter Stöger und Lucien Favre) gleichfalls wenig Glück hatte. Nun soll es Edin Terzic richten, der nach dem Favre-Rauswurf im Dezember 2020 die Dortmunder in seiner nur halbjährigen Tätigkeit als Interims-Betreuer noch in die lukrative Champions League führte und mit ihnen zudem im Mai 2021 im Endspiel mit Leipzig den DFB-Pokal gewann. Die Erwartungen in die vormalige Trainer-Zwischenlösung sind somit immens. Sowohl in den vielen Fangemeinden – wie bei den „Optimisten in Lippstadt –  als auch in der Chefetage der Borussia an der Strobelallee in Dortmund. Angesichts des Weggangs des Goalgetters Erling Haaland zu Manchester City und der bösen Erkrankung seines potentiellen Nachfolgers Sebastien Haller kann der gebürtige Sauerländer mit seiner Mission auch rasch scheitern. Infolge einer möglichen Niederlagen-Serie wird es ihm nicht helfen, im Dunstkreis des Westfalenstadions aufgewachsen zu sein und für den BVB als Jugendtrainer und Scout gearbeitet zu haben. Das Bundesliga-Geschäft kann bisweilen sehr herzlos sein.

München

Obwohl der Titelverteidiger gleichfalls auf dem Transfermarkt äußerst aktiv war, betrachten manche Beobachter die Bayern nach dem ruhmlosen Abschied ihres Torjägers Robert Lewandowski im Zweikampf mit Dortmund als geschwächt. Eine These, die im Juni beim 25-jährigen Fusionsjubiläum des SV Lippstadt 08 auch der Rekordnationalspieler Lothar Matthäus im Interview mit dem Lippstädter Moderator Matze Knop vertreten hat. Allerdings ist nach einer „Focus“-Recherche der Marktwert des FC Bayern mit 859 Millionen Euro gegenüber den 476 Millionen, mit dem der BVB taxiert wird, erheblich größer. Gleichwohl gibt es Indizien, dass am Ende der 50. Spielzeit der Bundesliga ein anderer Club die Schale holt. Das könnte auch auf dem offiziellen Rückzug von Uli Hoeneß als Präsident sowie des Ex-Lippstädters Karl-Heinz Rummenigge vom Vorstandsvorsitz beruhen, da die neue Generation mit Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic auf der Brücke an der Säbener Straße in München offenkundig noch einige Start-Probleme überwinden muss. Der mit reichlich Vorschluß-Lorbeer in 2021 aus Leipzig abgeworbene Sportlehrer Julian Nagelsmann konnte mit der Meisterschaft in 2022 lediglich einen Titel einheimsen, was bei den Ansprüchen der Bayern schlicht zu dürftig ist. Schmachvoll war ihn das frühzeitige Scheitern seines Teams in der Champions League und im DFB-Pokal. Ohne nennenswerte Erfolge in der Saison 2022/23 wird ihm wie zuletzt Niko Kovac in München eine vorzeitige Freistellung ereilen. Der Umbruch und die Unzufriedenheit beim Branchenführer könnte der Konkurrenz die Gelegenheit bieten, die Bayern vom Thron zu stoßen. Die Meisterschaft jedoch nur zum Duell zwischen München und Dortmund zu stilisieren, wäre zu kurz gegriffen. Überdies sind die mit viel Geld eines Brausebetriebes geförderten Leipziger und die mit erheblicher Unterstützung eines Chemie-Giganten begleiteten Leverkusener im Titelrennen zu beachten.

Gelsenkirchen

Wesentlich bescheidener ist man beim FC Schalke 04, dem es zur Freude seiner Anhänger in Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse“) nach nur einjähriger Abstinenz gelang, wieder in die Fußball-Beletage zurückzukehren. Den ambitionierten Blau-Weißen, die gerne in der Spitze mitmischen würden, steht zweifellos eine schwere Spielzeit bevor. Als Aufsteiger zählen sie folglich zu den möglichen Abstiegskandidaten. Der auffälligste Neuzugang am Schalker Markt ist der vom Nachbarn aus Bochum transferierte Sebastian Polter, der mit Simon Terodde eine durchschlagkräftige Doppelspitze bilden soll. Darüber hinaus schaffte es der Kultclub, fast alle Leistungsträger aus der Vorsaison zu halten und weitere vielversprechende Männer per Leihe ins Revier zu lotsen. Gelingt es den Bossen von Schalke 04, den Vorortverein ohne größere Querelen über die Runden zu bringen, könnte er das Oberhaus halten. Gespannt schaut man schon jetzt in Gelsenkirchen und Dortmund auf das Revier-Derby am Samstag, 17. September, 15:30 Uhr, im BVB-Stadion.

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