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Ein großer Lippstädter und Sozialdemokrat

Jakob Koenen wurde heute vo 70 erstmals Bürgermeister

Von allen Bürgermeistern, die Lippstadt nach 1945 repräsentiert haben, war Jakob Koenen der Inhaber mit der längsten Amtszeit, die sich vom 9. November 1948 bis zu seinem Tod am 16. Januar 1974 erstreckte. Mit diesem Beitrag erinnert der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba an den Lippstädter, der vor sieben Jahrzehnten zum ersten Mal zum Stadtoberhaupt in seiner Geburtsstadt gewählt wurde.

Lippstadt am Dienstag, 9. November 1948:Bürgermeister Jakob Koenen nach seiner ersten Wahl zum Bürgermeister bei seiner Antrittsrede.

Besonderheit in 1948

Es war vor 70 Jahren ein außergewöhnliches Bündnis aus SPD und FDP im Lippstädter Stadtrat, das die Wahl des selbständigen Sattler-, Polsterer- und Dekorateur-Handwerkmeisters bewirkte. Zu den Protagonisten der Besonderheit von 1948 gehörten der damalige SPD-Ortsvereinschef und spätere Bedienstete im diplomatischen Dienst des Auswärtigen Amtes, Alfred Heider, und von den Liberalen der Jurist Dr. Hermann Jerrentrup und Mediziner Dr. Heinz Dohr. Der Rat des Jahres 1948 bestand aus den vier Fraktionen CDU (sieben Sitze), SPD (sechs), FDP (fünf) und Zentrum (zwei). Die vorausgegangene Kommunalwahl endete mit folgendem Ergebnis: CDU (33,4 Prozent), SPD (29,5), FDP (24,7), Zentrum (8,0) und KPD (4,5), die an der zu jener Zeit bestehenden Sperrklausel von fünf Prozent scheiterte. Bei der Abstimmung in der Ratsversammlung setzte sich Jakob Koenen mit elf Stimmen gegen Heinrich Wiemeyer (CDU) durch, für den sieben Stadtvertreter votierten. Erst Jahre später, 1956 in Nordrhein-Westfalen mit Fritz Steinhoff (SPD) als Ministerpräsident und dem Finanzminister Willy Weyer und erneut 1966 mit Heinz Kühn (SPD) als Regierungschef und seinem Ressortleiter für das Innere, Willy Weyer, sowie 1966 im Bund mit Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und Außenminister Walter Scheel (FDP), hat es auf staatlicher Ebene sozialliberale Koalitionen gegeben.

Gelungene Integration

In seiner Antrittsrede als Bürgermeister hob Jakob Koenen vor sieben Jahrzehnten die Betreuung der Flüchtlinge und Vertriebenen mit der Beschaffung von Wohnungen als besondere Aufgabe hervor. Es waren schwierige Bedingungen, die 1948 die Kommunalpolitik mit der Währungsreform aus dem Juni (wo Deutsche Mark die Reichsmark ersetzte) und der vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 währenden Blockade Berlins durch die Sowjetunion begleiteten. Die gelungene Integration der vielen nach Lippstadt gekommenen Zuwanderer nach dem Krieg ist unstreitig auch ein Verdienst des langjährigen Bürgermeisters, der am 5. Juni 1907 in Lippstadt geboren wurde. Zur Erfolgsskala des Sozialdemokraten gehört auch die 1951 geschaffene Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Lippstadt (GWL). Es überraschte nicht, dass die SPD durch das hohe Engagement von Jakob Koenen, das später sein politischer Ziehsohn Werner Roß mit den Worten „Mit dem Namen Jakob Koenen ist der Wiederaufbau Lippstadts eng verbunden. Jakob Koenen war ein Mann, der immer den richtigen Ton fand und für jedermann, ob Arbeiter oder Arzt, Angestellter oder Geschäftsmann, ein Ansprechpartner war“ charakterisierte, seiner Partei bei der Stadtratswahl 1952 einen Zuwachs von 4,5 Punkte bescherte.

Toleranz und Volkstümlichkeit

Auch bei den späteren Kommunalwahlen profitierte die Sozialdemokratie von der großen Popularität ihres Vormannes, die 1964 zur absoluten SPD-Mehrheit im Rathaus führte. Der Lippstädter Chronist Helmut Klockow notiert dazu in seinem Beitrag zur Stadtgeschichte von 1985: „An die Spitze der Stadt trat ein Vertreter der jüngeren Generation, der sich als Sachverwalter des Sports und engagierter Politiker Ansehen über die Grenzen Lippstadts erworben hatte. Er besaß das Vertrauen eines großen Teils seiner Mitbürger, weil er die allen gemeinsame Aufgabe und das alles Verbindende in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte. Wegen seiner Toleranz und Volkstümlichkeit wurde er schnell zu einem echten Stadtoberhaupt. Bei den Kommunalwahlen bis 1969 schnitt deshalb die SPD als „Bürgermeisterpartei“ stets besser ab als bei den Wahlen zum Landtag und Bundestag.“ Der am 12. Februar 2014 verstorbene Friedrich-Wilhelm Herhaus, der als Stadtdirektor von 1958 bis 1974 und zuvor von 1957 als Rechtsrat ein enger Wegbegleiter von Jakob Koenen war, schilderte das Wirken des langjährigen Ratsvorsitzenden im Juni 2007 anlässlich der 100. Wiederkehr des Geburtstages des Lippstädter Ehrenbürgers mit folgenden Worten: „Seine Tatkraft und sein Gerechtigkeitssinn waren für das Gedeihen unserer Stadt von großem Wert. Er hatte aber auch den Mut, unpopuläre Maßnahmen dem Rat vorzuschlagen und die Fähigkeit, den Rat von der Richtigkeit und Notwendigkeit dieser Vorschläge zu überzeugen.“

Reminiszenzen und Betrachtungen

Mit Blick auf die am Dienstag, 9. November 1948, erfolgte erste Wahl von Jakob Koenen zum Bürgermeister der Stadt Lippstadt widmen die Sozialdemokraten in der Kernstadt und Cappel ihre Jubilarehrung ihrem langjährigem Genossen. Dabei will der ehemalige Landtagsabgeordnete und das heutige Stadtratsmitglied Karl-Heinz Brülle mit Reminiszenzen an den Politiker Jakob Koenen aufwarten und der frühere Vorsitzende des Sportausschusses der Stadt Lippstadt, Willi Kröger, Betrachtungen über den Sportfunktionär Jakob Koenen vornehmen.

Hans Zaremba

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