Parteigeschichte
SPD beruft 1968 einen Bundesgeschäftsführer
Hans-Jürgen Wischnewski war der erste SPD-Manager in der Bonner Baracke
Eine ungeliebte große Koalition auf Bundesebene, schlechte Wahlergebnisse und miserable Umfragen: Kein Spiegelbild aus dem Jahr 2018, sondern die Beschreibung der Situation der Sozialdemokratie vor 50 Jahren. Um die Partei wieder flott zu bekommen, wurde das Amt des SPD-Bundesgeschäftsführers geschaffen. Der erste in dieser Funktion war Hans-Jürgen Wischnewski. Vielen auch unter seinem Spitznamen „Ben Wisch“, bekannt. Für die Herbstwoche 1985 war es dem Verfasser dieses Beitrages geglückt, den populären Sozialdemokraten als Schirmherrn zu verpflichten.
Peter Glotz und Franz Müntefering
Während der am 24. Juli 1922 im ostpreußischen Allenstein geborene und am 24. Februar 2005 in Köln verstorbene Hans-Jürgen Wischnewski erst 13 Jahre nach seiner Zeit als Bundesgeschäftsführer der SPD (1968-1972) in Lippstadt weilte, waren seine späteren Nachfolger Peter Glotz (1981-1987) und der in Lippstadt durch seine vielen Termine seit Mitte der 1970er Jahre bereits hoch angesehene Franz Müntefering (der seiner Partei zweimal als Bundesgeschäftsführer diente, 1995-1998 sowie kommissarisch von September bis Dezember 1999) zu Zeiten ihrer Tätigkeiten als Chefmanager der Sozialdemokraten zu Visiten an der Lippe. So der 2005 in Zürich im Alter von 66 Jahren verstorbene Peter Glotz im Frühjahr 1981 auf dem in Lippstadt-Hörste anberaumten Unterbezirksparteitag der SPD im Kreis Soest und Franz Müntefering im Herbst 1996 beim Jazzfrühschoppen der Lippstädter Kernstadt-SPD anlässlich ihres 75jährigen Bestehens in der „Marktdeele“.
Werben für die GroKo
Die Unruhe in der SPD war auch in 1968 noch festzustellen, obwohl die Zustimmung zur Großen Koalition mit der CDU/CSU im November 1966 in den SPD-Gremien eindeutig ausfiel. Auf Konferenzen und regionalen Parteitagen musste die Führung weiterhin für die GroKo werben, die vielen in der SPD als Bündnis mit einem verabscheuten Gegner erschien. Die Überlegung der SPD-Führung, dass nur über eine Koalition mit der CDU/CSU die SPD hinreichend Vertrauenskapital erwerben könne, wurde von den Sozis nur begrenzt geteilt.