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Sozialdemokraten ebneten im Jahr 1997 den Weg

Engagement für den „Treff am Park“ im Südwesten

Lange war der Lippstädter Südwesten, was die Angebote für die Jugendlichen und die Errichtung eines Begegnungszentrums im bevölkerungsreichsten Viertel betraf, ein vernachlässigtes Quartier. Weder die Kirchen noch der Kreis Soest, der bis Mitte der 1990er Jahre für die Jugendarbeit im gesamten Lippstädter Stadtgebiet verantwortlich war, zeigten ein großes Interesse, sich den berechtigten Belangen der im Dreieck zwischen Stirper Straße und Overhagener Straße sowie der Bahnlinie lebenden Frauen und Männer, Kinder und Jugendlichen mit der gebotenen Nachhaltigkeit anzunehmen.

Weite Wege

Das änderte sich erst, als nach dem Beschluss des Stadtrates für ein Stadtjugendamt am Montag, 30. Januar 1995, in der Jugendpolitik der Lippstädter Abnabelungsprozess vom fernen Soester Kreishaus begann. Die Situation stellte sich im Jahr 1995 so dar, dass für die Kinder und Jugendlichen weder ein richtiger Treffpunkt noch ausreichende Freizeitmöglichkeiten bestanden. Die Wege zum „Shalom“, Elisabethheim oder anderen Häusern waren für die rund 1.000 Sechs- bis 18jährigen aus dem Südwesten einfach zu weit. Auch das provisorische Zentrum des Sozialdienstes katholischer Männer (SkM) in der Föhrenstraße, lediglich eine kleine Wohnung, stellte sich als viel zu eng dar. Überdies war die SkM-Wohnung durch die angebotene Schularbeitenhilfe am Nachmittag fast stets belegt und ermöglichte kaum andere Angebote. Sicherlich ein Umstand, der nach dem Abzug der britischen Soldaten – etliche ihrer Familien wohnten im Südwesten – und dem Zuzug vieler Aussiedler aus der früheren Sowjetunion an Brisanz zunahm. Zwangsläufig trafen sich viele der Kinder und Jugendlichen ohne relevante Betreuung durch Sozialarbeiter auf dem Spielplatz zwischen den Wohnhäusern. Im Winter und bei Regenwetter auch keine Lösung.

Sommer 1997:Der städtische Sozialarbeiter Frank Osinski (links) stellte Kindern aus dem Lippstädter Südwesten bei einer Jugendkonferenz den in der Planung befindlichen „Treff am Park“ vor. Archiv-Foto: Stadt Lippstadt

Unterschiede

Es war die SPD, die sich nach dem Jugendamtsbeschluss von 1995 direkt den Problemen widmete. Doch ihr Engagement stieß nicht nur auf Beifall. Dazu veröffentlichte die Tageszeitung „Der Patriot“ in ihrer Ausgabe am Samstag, 7. Juni 1997, von „brauchen wir unbedingt“ bis „befürchten mehr Unruhe“ Kommentare aus zwei Treffen im Gemeindehaus an der Ulmenstraße. Das erstere meinten die Betroffenen – Kinder und Jugendlichen -, die sich am Nachmittag äußerten, und das andere die Erwachsenen, die sich am Abend meldeten. Die Protagonisten für einen Treffpunkt, wie er schließlich entstand, sahen sich in 1997 zum Teil heftigen verbalen Angriffen ausgesetzt. „Doch dies hielt uns nicht davon ab, unseren Weg konsequent weiterzugehen“ erinnert sich der Verfasser dieses Beitrages an die schwierige Diskussion in den Wochen und Monaten von den ersten Bürgerrunden im Juni 1997 bis zur Eröffnung des „Treff am Park“ im Herbst 1998.

Mittwoch, 25. Mai 2016: Treffen im internationalen Mehrgenerationengarten von links mit Hans Zaremba, Walter Bertelsmeier, SKM-Vorsitzender, Marlies Stotz, Bernhard Scholl für den Initiativkreis, Judith Hütte, damalige Mitarbeiterin im „Treff am Park“, und Gabriele Leifels, SkM-Geschäftsführerin. Archiv-Foto: Karl-Heinz Tiemann

Initiativkreis

Wichtig war es, über die Politik und Verwaltung hinaus vor 20 Jahren auch andere Personen und Institutionen für dieses Vorhaben mit ins Boot zu holen. Dies gelang schließlich durch die Bildung des Initiativkreises, dem neben den Repräsentanten der evangelischen und katholischen Kirche, der Grundschule an der Pappelallee und ehedem benachbarten Förderschule, den vor Ort bestehenden Kindertagesstätten, der Polizei, der Verwaltung und Politik sowie Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Mehrfamilienhaus, das damals noch zur Sahle-Gruppe in Greven gehörte, und viele weitere interessierte Frauen und Männer der unmittelbaren Nachbarschaft zum „Treff am Park“ angehörten. Übrigens: Dieser informelle Zusammenschluss besteht auch in 2017 noch und wird unterdessen einige Jahre vom ehemaligen Ratsherrn Bernhard Scholl geleitet. Auch der einstige Vizevorsitzende des Lippstädter SPD-Ortsvereins zählte vor zwei Jahrzehnten zur Gruppe der Befürworter für ein Begegnungszentrum im Südwesten. Der vom 68jährigen Rentner heute repräsentierte Zirkel, der vierteljährlich im „Treff am Park“ seine Zusammenkünfte hat, kann sich durchaus als eine funktionierende Stadtteilkonferenz bezeichnen. Eine informelle Institution, die bisher in anderen Bereichen der Kernstadt nicht vorhanden ist.

Zusammenarbeit

Träger des „Treff am Park“ wurde 1998 der SkM, der – wie bereits erwähnt – zuvor in einer kleinen Wohnung in der Föhrenstraße ein Angebot für die Schularbeitenhilfe vorhielt. Somit wird der „Treff am Park“ von Beginn an von einem sozialen Verband betrieben, derweil arbeitet das fast gleichzeitig entstandene und in diesem Jahr zum Mehrgenerationentreff erhobene „Mikado“ im Wohnpark Süd in städtischer (öffentlich-rechtlicher) Regie. Während sich anfangs die Kooperation vieler Ehrenamtler mit dem privatrechtlichen Träger etwas sperrig gestaltete, kann man heute von einem fast reibungslosen Zusammenwirken berichten. Dafür steht auch der seit Eröffnung des „Treff am Park“ dort tätige und inzwischen zum Leiter des Zentrums berufene Sozialpädagoge Michael Bosäck, ebenfalls ein Mitglied des Lippstädter SPD-Ortsvereins. Eine hohe Aufwertung erfuhr das Zentrum im Jahr 2007 durch den angelegten internationalen Mehrgenerationengarten. Ein Projekt, das mit viel Begeisterung vom langjährigen SkM-Mitarbeiter Pietro Basile vorangetrieben wurde. Bei dem am Mittwoch, 25. Mai 2016, anberaumten Treffen zwischen Verantwortlichen des „Treff am Park“ mit der Landtagsabgeordneten Marlies Stotz und dem Autor dieser Zeilen als Vorsitzender des städtischen Jugendhilfe- und Sozialausschusses zog Bernhard Scholl eine wohltuende Bilanz zum aufgeregten Zank im Jahr 1997: „Viele der vor zwei Jahrzehnten angeführten und auch heftig vorgetragenen Bedenken gegen das Begegnungszentrum konnten durch die nachhaltige Arbeit des Treffpunktes entkräftet werden.“

Hans Zaremba

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