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Wirklichkeit holte Landtagstalk ein

Anmerkungen von Hans Zaremba

Als vor einigen Tagen in Düsseldorf die Sozialdemokraten zum Landtagstalk „Fußballkultur und Stadionsicherheit im internationalen Vergleich“ etliche Fachleute auf dem Podium versammelt hatten, konnte sich kaum jemand im SPD-Fraktionssaal die abstoßenden Vorkommnisse beim Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig vorstellen. Mehr oder weniger wurden die vom stellvertretenden SPD-Fraktionschef Hans-Willi Körfges begrüßten Personen nur wenige Stunden später von der Wirklichkeit in Dortmund eingeholt.

Stelldichein im Düsseldorfer Landtag zur Fußballkultur und Stadionsicherheit: Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Hans-Willi Körfges (rechts) und der Lippstädter Kommunalpolitiker und Hans Zaremba. Foto: Karl-Heinz Tiemann

Stadionverbot

Was sich am letzten Bundesligaspieltag rund um die Dortmunder Strobelallee und im ehemaligen Westfalenstadion ereignet hat, kann der heimische BVB-Fanclubvorsitzende von den „Optimisten“, Bernhard Scholl, nur schwer in Worte fassen. „Das hatte alles nichts mit Fußball zu tun, sondern war purer Hass einer kleinen Minderheit, die unsere Borussia in den Dreck ziehen und dem Verein mit ihrem abscheulichen Verhalten geschadet haben.“ Der Lippstädter, der beim Match selbst vor Ort war, erwartet von den BVB-Verantwortlichen eine „entschiedene Auseinandersetzung mit den gewalttätigen und zum Teil rechtsextrem eingestellten Chaoten bis hin zum Stadionverbot“. Unterdessen haben sich der Präsident des BVB 09, Dr. Reinhard Rauball, und der Vorsitzende der Geschäftsführung der ausgelagerten Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA, Hans-Joachim Watzke, „auf Schärfste von jeder Form von Gewalt“ distanziert und angekündigt: ‚Der BVB wird alles daran setzen, das Fehlverhalten der eigenen Anhänger aufzuklären und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten hart zu sanktionieren.“

Sicherheitsniveau

Wären die widerlichen Dortmunder Szenen vor der Düsseldorfer Diskussion bekannt gewesen, hätte der Landtagstalk zur „Fußballkultur und Stadionsicherheit“ bestimmt einen anderen Verlauf genommen. So bestand beim Treffen im Landtag, die prinzipielle Einigkeit, wonach in Deutschland generell eine bunte und friedliche Kultur rund um den Fußball bestehe. Von den Teilnehmern der Talkrunde, Tom Bartels (ARD-Sportreporter), Hendrik Große Lefert (DFB-Sicherheitsbeauftragter), Jürgen Lankes (Polizeidirektor und Leiter der „Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze“ mit Sitz in Duisburg), Kai Tippmann (Blogger und Kenner der italienischen Fußballszene), Thomas Schönig (Sicherheitsbeauftragter des 1. FC Köln), Thomas Weinmann (Fanbeauftragter von Borussia Mönchengladbach) und dem Landtagsmitglied Andreas Kossiski als Moderator, war die enge Zusammenarbeit von Fans, Vereinen, den Kommunen und der Polizei als Grundlage für das hohe Sicherheitsniveau in und rund um die Stadien in NRW hervorgehoben worden. Grundsätzlich eine zutreffende Bewertung.

Stadionsicherheit

Doch manche im Vorfeld von Bundesligaspielen, wie jetzt in Dortmund, nicht richtig erfasste Entwicklung und Verabredung von Gewalttätern, kann präventive Bemühungen von Fans, Vereinen, Kommunen und Polizei rasch kaputt machen. Zweifellos müssen die Vereine in ihrer Rolle für die Stadionsicherheit gestärkt werden und die Ordner in den Stadion eine bessere Qualifikation erfahren, wie dies im Landtag der DFB-Repräsentant Große Lefert betonte. Auch der Appell des TV-Journalisten Bartels an die Fans, selbst Verantwortung zu übernehmen, um Gewalttäter zu überführen, war richtig. Jedoch ohne die Unterstützung durch die Vereine und Polizei werden die Fangemeinschaften überfordert sein, dies zu leisten. Insbesondere, wenn Rechtsradikale die Fan-Szene unterwandern wollen.

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