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Rote Lippe Rose intern 10/2016

Deutsche Geschichte

Reichstagsabgeordneter

Bei den Reichstagswahlen im Januar 1912 siegt Friedrich Ebert im Wahlkreis Elberfeld-Barmen (der sich heute im Stadtgebiet von Wuppertal befindet) und zieht zum ersten Mal in die nationale Volksvertretung ein. Entgegen zu heute, wo die Parteibasis ihre Kandidaten nominiert, wurden vor über 100 Jahren die Bewerber für die Parlamente von der Zentrale bestimmt, wie der Geschichtskenner Bernd Faulenbach die damalige Praxis in seinem Vortrag erläutert. Der neue Abgeordnete gehörte damit zu den 110 Sozialdemokraten, die unter den insgesamt 397 Parlamentariern die mit Abstand stärkste Fraktion stellten. Mit über vier Millionen Wählern habe die Sozialdemokratische Partei Deutschlands in 1912 ihren bisher größten Triumph erzielen und sich endgültig zur Massenpartei etablieren können. Sie umfasste damals eine Million Mitglieder und hatte sich vom Arbeitergesangverein bis zum Arbeitersportverein eine eigene sozialdemokratische Kultur geschaffen, die auf diese Weise ein Gegenmodell zu der in jener Zeit bestehenden bürgerlichen Gesellschaft repräsentierte.

Ein exzellenter Kenner der deutschen und sozialdemokratischen Geschichte:Der Historiker Professor Dr. Bernd Faulenbach bei seiner aufschlussreichen Rede anlässlich der Ausstellung zum 95jährigen Jubiläum des Lippstädter SPD-Ortsvereins in der Thomas-Valentin-Stadtbücherei.

Parteivorsitzender

Nach dem Tod von August Bebel wird Friedrich Ebert am 13. August 1913 sein Nachfolger in der SPD-Doppelspitze und gleichberechtigter Vorsitzender neben dem seit 1911 amtierenden Hugo Haase. Bereits ein dreiviertel Jahr später bricht der Erste Weltkrieg aus, der für das Deutsche Reich wie für die SPD zur Zerreißprobe wird. Auch der SPD-Vorsitzende Friedrich Ebert wird persönlich von den fortwährend steigenden Opfern des Krieges berührt. Zwei seiner vier Söhne, Heinrich und Georg Ebert, fallen und der Vater ist von ihrem Tod tief betroffen. Politisch zerbricht seine Partei in der Frage der Billigung der Kriegskredite. Die Bemühungen von Friedrich Ebert, die Einheit der Sozialdemokratie zu erhalten, bleiben erfolglos. Die Gegner der Anleihen – unter anderem der SPD-Ko-Vorsitzende Hugo Haase – bilden 1916 eine eigene Fraktion und gründen ein Jahr später die USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands), während der Kern der alten Parteiführung um Friedrich Ebert bei der Mehrheitssozialdemokratie bleibt.

Fortsetzung auf Seite 9

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