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Rote Lippe Rose intern 10/2016

Deutsche Geschichte

Momentaufnahme bei der Ausstellungseröffnung in Lippstadt: Bernd Faulenbach vermittelte seinem Publikum einen umfassenden Überblick zum Leben und Wirken von Friedrich Ebert. Foto: Nils Duscha

Bremen

Der Versuch, sich im erlernten Beruf selbständig zu machen, scheitert. Nach kurzer Zeit als Redakteur bei der „Bremer Bürgerzeitung“ übernimmt Friedrich Ebert 1894 als Pächter eine Gastwirtschaft. Sein unermüdliches Engagement für die Arbeiterbewegung führt schließlich zu einer besoldeten gewerkschaftlichen Tätigkeit, durch die er 1900 zum Arbeitersekretär wird. Friedrich Ebert, der sich auf der Wanderschaft hauptsächlich für seinen eigenen Berufsstand eingesetzt hat, lernt jetzt die Nöte und Sorgen der Arbeiterschaft in ganzer Breite kennen. Diese unmittelbaren Erfahrungen hätten, wie Bernd Faulenbach in seiner Betrachtung betonte, fortan das politisches Denken von Friedrich Ebert bestimmt. Wie viele SPD-Funktionäre seines Alters, die aus dem handwerklichen Lebensbereich stammen, erweitert auch er sein Wissen durch intensives Selbststudium. Als Inhaber zahlreicher Führungspositionen in Partei und Gewerkschaft habe er zugleich seine organisatorischen Fähigkeiten entwickelt und als Mitglied der bremischen Bürgerschaft von 1900 bis 1905 zudem wichtige Erfahrungen in der parlamentarischen Arbeit gesammelt.

Berlin

Die tagtägliche Konfrontation mit den Problemen des kleinen Mannes habe den politischen Standpunkt von Friedrich Ebert geformt, stellte der Honorarprofessor der Bochumer Ruhruniversität in seiner einstündigen Rede in Lippstadt heraus. In den Auseinandersetzungen der Sozialdemokraten zwischen Reformisten, Revisionisten und Revolutionären habe er auf der reformistischen Seite gestanden. Zunehmende innerparteiliche Konflikte der SPD in Bremen hätten ihn bestärkt, seine politische Arbeit außerhalb der Hansestadt fortzusetzen. Mit der Wahl zum Sekretär des zentralen SPD-Parteivorstandes in Berlin auf dem Jenaer Parteitag im September 1905 habe er diesen Wunsch in die Tat umsetzen können. Nach seinem Umzug in die Hauptstadt im Dezember 1905 wurde diese für die nächsten zwei Jahrzehnte die letzte Station seines Lebens. Mit 34 Jahren ist nun der einstige Handwerker das jüngste Mitglied im obersten Führungszirkel der aufstrebenden SPD. Unter den Parteivätern in diesem Gremium wie August Bebel, Paul Singer und Hermann Molkenbuhr, die bereits vor dem Sozialistengesetz zur Sozialdemokratie gestoßen waren, verkörperte Friedrich Ebert eine neue Generation.

Fortsetzung auf Seite 8

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