Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Rote Lippe Rose intern 09/2015

Parteigeschichte

Wandler zwischen den Welten

Erinnerung an den am 19. August verstorbenen Egon Bahr

Für viele Leitartikler war der am Mittwoch, 19. August 2015, verstorbene Egon Bahr der „Architekt der Ostpolitik“. An den engen Wegbegleiter von Willy Brandt in Berlin als Sprecher des Senats (1960-1966) sowie in Bonn als Planungschef im Auswärtigen Amt (1966-1969), Staatssekretär im Bundeskanzleramt (1969-1972), Bundesminister für besondere Aufgaben (1972-1974) und Bundesgeschäftsführer der SPD (1976-1981) erinnert Rote Lippe Rose intern mit Blick auf die nach einer Einladung durch den Werner-Bohrer-Kreis im Januar 2004 erfolgten Stippvisite von Egon Bahr in Lippstadt.

Egon Bahr zum „deutschen Weg“ in Lippstadt

Aus der heimischen Tageszeitung „Der Patriot“ war dazu am 16. Januar 2004 der folgende Beitrag zu entnehmen, der mit Billigung der Lippstädter Publikation hier abgedruckt wird:


„Den als Geschichtslehrer, das wär`s.“ So zitierte Friedrich Auffenberg vom Werner-Bohrer-Kreis abschließend einen Schüler des Weiterbildungskollegs. Doch natürlich kennt sich Egon Bahr nicht nur bestens in der Nachkriegsgeschichte aus, der „Architekt der Ostverträge“ ist selbst ein nicht gerade unbedeutender Teil von ihr. Und doch lebt der auch mit 81 immer noch höchst agile SPD-Veteran keineswegs in der Vergangenheit. Erst kürzlich hat Bahr seine viel beachtete Streitschrift „Der deutsche Weg“ veröffentlicht, deren Thesen er am Mittwoch auf Einladung des Werner-Bohrer-Kreises auf der sehr gut besuchten Lippstädter Studiobühne vorstellte.

Die äußerst herzliche Begrüßung durch Bürgermeister Wolfgang Schwade bewies nicht zuletzt, wie sehr die Zeit parteipolitische Differenzen relativieren kann. So würdigte der CDU-Politiker die einst von der Union heftig attackierte „Neue Ostpolitik“ von Brandt und Bahr als wichtigen Beitrag zur Wiedervereinigung. Die durch die deutsche Einheit und das Ende des kalten Krieges entstandene neue Situation ist für Bahr auch der Ausgangspunkt seines Buches. Nach der, wie Richard von Weizsäcker es formulierte, Machtversessenheit und der Machtvergessenheit der alten Bundesrepublik fordert Bahr ein gesundes Verhältnis zur Macht, um deutsche Interessen selbstbewusst zu vertreten. „Ich habe dieses Buch geschrieben, um das fehlende Machtbewusstsein etwas zu heilen.“

Fast 60 Jahre Mitglied der Sozialdemokratie:Der SPD-Parteichef Sigmar Gabriel trägt sich im August im Berliner Willy-Brandt-Haus in das Kondolenzbuch anlässlich des Todes von Egon Bahr ein. Foto: SPD-Parteivorstand in Berlin

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Letzte Aktualisierungen: