Parteigeschichte
Veränderung des Alltags
Für den damals 35jährigen Pädagogen Charly Brülle an der Lippstädter Pestalozzischule bedeutete das Votum vom 12. Mai 1985 eine völlige Veränderung seines bisherigen Lebens. Führte ihn von 1975 bis 1985 sein täglicher Weg von seinem Wohnhaus in der Chalybäusstraße in die Schule in der Pappelallee, so war bereits am Tag nach der Landtagswahl von 1985 das Ständehaus in Düsseldorf, wo das Parlament von Nordrhein-Westfalen bis 1988 seinen Standort hatte, zum ersten Mal das Ziel für seine neue Tätigkeit. Von heute auf morgen war aus dem Sonderschullehrer und Freizeitpolitiker mit einem Mandat im Kreistag ein Berufspolitiker geworden. Auf diese völlig neue Situation musste sich mit ihm vor 30 Jahren auch seine Familie mit der Ehefrau Anita (34) und seinen Söhnen Frank (15) und Stefan (10) ebenso schlagartig einstellen.
Erwartungen an Johannes Rau
Durch die Siege in 1980 und 1985 wurde Johannes Rau zum neuen SPD-Hoffnungsträger, um die im Oktober 1982 verlorene Kanzlerschaft für die SPD wieder zurückzuholen. Der Wuppertaler war bereits im April 1982 zum stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden aufgestiegen. Spätestens nach dem Triumph von 1985 in Nordrhein-Westfalen drängte ihn seine Partei zur Kanzlerkandidatur für die Bundestagswahl 1987. Das ernüchternde SPD-Ergebnis (immerhin noch glatte 37 Prozent) nach dem Winterwahlkampf am Sonntag, 25. Januar 1987, gab Johannes Rau rückblickend Recht, kein Spitzenamt in Bonn anzustreben. Doch seine einflussreiche Rolle in Nordrhein-Westfalen erfuhr durch die Niederlage als Herausforderer des CDU-Amtsinhabers in 1987 kaum Abstriche. Schließlich regierte er in Düsseldorf noch bis Ende Mai 1998 und war von 1999 bis 2004 Bundespräsident in Berlin.
Hans Zaremba