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Zwei, die sich einander brauchen

Ausstellung über das Verhältnis von DGB und SPD eröffnet

Die lange und gemeinsame Geschichte der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie hat offenbart, dass sie nicht von einander lassen können, weil sie einander brauchen. Diese Beurteilung platzierte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba an den Beginn seiner Begrüßung, als in der Thomas-Valentin-Bücherei die Ausstellung „Uneins – aber einig?“ zur Geschichte der Sozialdemokratie und Gewerkschaften eröffnet wurde. Dazu konnte der Lippstädter Ratsherr zu einem Grußwort den Landesminister für Arbeit, Integration und Soziales, Guntram Schneider, in dem schmucken Ambiente der städtischen Bibliothek willkommen heißen.

Erfreut über das große Interesse.Das waren von links nach rechts SPD-Ortsvereinschef Hans Zaremba, Gewerkschaftler Hans-Joachim Kühler, Dr. Martin Gräfe von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesminister Guntram Schneider, Sylvia Rutkowski von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Europaabgeordnete Birgit Sippel und die Landespolitikerin Marlies Stotz.

Sozialdemokratischer Gewerkschaftler

Überdies zählten der ehemalige Zweite Bevollmächtigte der Industriegewerkschaft Metall (IGM) in Lippstadt, Hans-Joachim Kühler, und Dr. Martin Gräfe von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) zu den Rednern der Eröffnung der Ausstellung, die zum 90jährigen Jubiläum des Lippstädter SPD-Ortsvereins errichtet wurde. Sie ist noch bis Ende April an der Lippe während der allgemeinen Öffnungszeiten der Bücherei in der Kahlenstraße zu besichtigen. Der 1951 im heutigen Ortsteil Isselhorst von Gütersloh geborene und seit dem Juli 2010 in Düsseldorf amtierende Landesminister betonte, dass er sich als „sozialdemokratischer Gewerkschaftler“ empfinde und sein Ziel darin bestehe, die Kräfte zusammenzuführen, „die die Gesellschaft sozial und gerecht gestalten wollen“. Darüber hinaus streifte der frühere DGB-Landeschef in seinem halbstündigen Vortrag auch die Entwicklung der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie. Weder seien die Gewerkschaften durch die Sozialdemokratie noch die SPD durch die Gewerkschaften gegründet worden.

Blick in das Publikum.Über 60 interessierte Frauen und Männer waren der Einladung in die Stadtbücherei gefolgt.

Gemeinsamkeiten und Entfremdung

Damit unterscheide sich die Geschichte der beiden Organisationen in Deutschland von anderen Ländern, wobei er auf die engen Verbindungen der Labourpartei zu den Gewerkschaften in Großbritannien blickte. Ebenso erinnerte Schneider an die gemeinsamen Erlebnisse der Verfolgung der Gewerkschaften und Sozialdemokratie durch die Terrorherrschaft im Dritten Reich. Ebenso sparte er auch nicht die Phasen der Entfremdung während der rot-grünen Bundesregierung (Agenda 2010) und der großen Koalition (Rente mit 67) aus. Durch die Oppositionsrolle der SPD in Berlin habe man wieder zusammengefunden, erklärte der Minister vor den über 60 versammelten Zuhörerinnen und Zuhörern in der Kapelle der Stadtbücherei. Beide, SPD und DGB, ständen derzeit vor ähnlichen Herausforderungen: Regulierung des Arbeitsmarktes, Soziale Gestaltung der Europäischen Union, die Verhinderung eines Auseinandertriften der Gesellschaft, das vermehrte Aufkommen von Branchengewerkschaften und die Bedrohung der Tarifeinheit.

Momentaufnahme von Empfang.Bei anschließenden Stelldichein fanden sich Marianne Borghoff, Erika Martin und Angelika Zaremba zum Gespräch.

Werner Franke und Engelbert Sander

Hans-Joachim Kühler und Hans Zaremba beschrieben die personellen Verzahnungen der Gewerkschaften mit den Sozialdemokraten in Lippstadt von Mitte der 1950er Jahre bis spät in die 1980 Jahre, wofür insbesondere die Namen der unterdessen verstorbenen Ersten Bevollmächtigten IGM in Lippstadt, Werner Franke und Engelbert Sander, standen. Zwei Gewerkschaftler, denen auch Guntram Schneider als Jugendsekretär des DGB begegnet ist. Kühler erinnerte, dass für beide die „Gewerkschaften und Sozialdemokratie immer eine Einheit gebildet haben“. Dies hätten sie auch durch die Übernahme von politischen Ämtern im Stadtrat, Kreistag und Bundestag offenbart. Zaremba hob hervor, dass für etliche Sozialdemokraten aus seiner Generation (wie Karl-Heinz Brülle, Franz Walter Henrich, Wolfgang Schulte Steinberg und seine Person) Werner Franke und Engelbert Sander die Lehrmeister in der Politik und den Möglichkeiten ihrer Durchsetzung waren. „Viel, was wir in unserer praktischen Arbeit im Rat unserer Stadt in den vergangenen 25 bis 30 Jahren anbringen konnten, haben wir von diesen verdienstvollen Männern der Arbeiterbewegung gelernt“, würdigte der SPD-Ortsvereinschef die Leistungen des langjährigen Duos an der IGM-Spitze in Lippstadt.

Gedankenaustausch mit Blick auf die Landespolitik.Wolfgang Hellmich. Vizegeschäftsführer der Landes-SPD, und Guntram Schneider, Landesminister.

Junge Leute und Schüler interessieren

Eine Einführung in die auf 28 Tafeln der Präsentation dokumentierten „Streitpunkte“ und „Schulterschlüsse“ von Gewerkschaft und Sozialdemokratie nahm Dr. Martin Gräfe von der FES vor. Das Mannheimer Abkommen von 1906, das dieser Ausstellung zugrunde gelegt worden sei, markiere den Beginn einer gleichberechtigten Zusammenarbeit von Gewerkschafts- und Parteiführung in Deutschland, auf die sich August Bebel (SPD) und Carl Legien (Gewerkschaften) verständigt hätten. Hervorgegangen aus dem Parteiarchiv der SPD, sei das Archiv der sozialen Demokratie in der Friedrich-Ebert-Stiftung von vornherein darauf angelegt worden, nicht nur das Archiv der SPD und der sozialdemokratischen Spitzenpolitiker zu sein, sondern auch die Akten der Gewerkschaften und ihrer führenden Repräsentanten zu übernehmen. Die Ausstellung zum Verhältnis von SPD und Gewerkschaften markiere also in mehrfacher Hinsicht die zentralen Anliegen der von ihm vertretenen Stiftung. „Sie ist ein Beitrag zur historisch-politischen Bildung und zugleich eine Aufforderung zur fairen Zusammenarbeit von SPD und Gewerkschaften“, stellte Gräfe heraus. Dies verband er mit dem Wunsch, dass sich insbesondere junge Leute sowie Schülerinnen und Schüler für diese Ausstellung in Lippstadt zu interessieren.

Zufrieden mit dem Verlauf.Hans Zaremba, SPD-Ortsvereinsvorsitzender, und Sylvia Rutkowski und Dr. Martin Gräfe von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn.
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