Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Rote Lippe Rose intern 11/2008

Meinung

Abwehrstrategie

Anmerkungen zur Gesamtschule-Debatte

Dass auch in Lippstadt die Zeit reif ist für eine Gesamtschule, haben jene 170 Eltern bekundet, die bis zur Ratssitzung am vergangenen Montag ihr Kind bei der Ini-Gesamtschule angemeldet haben. Der Elternwille ist somit eindeutig. Folgerichtig wäre es, wenn der Stadtrat in seiner Gesamtheit dem Vorhaben der Ini, diese für Lippstadt neue Schulform zu gründen, zustimmen würde. Gleichwohl haben sich die Stadtspitze und die Mehrheit des Rates aus CDU und FDP für eine Abwehrstrategie entschieden. Mit ihr wollen sie das Gesamtschulprojekt hintertreiben, wie dies der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Kayser im Rat zutreffend formuliert hat.

Hindernisse

Die jetzt beschlossene Elternbefragung erscheint auf den ersten Blick einleuchtend. Bei näherer Betrachtung offenbart sie jedoch, dass mit ihr die Hindernisse für eine Gesamtschule unnötig hochgeschraubt werden. Um das für die Stadtspitze und ihre Gehilfen in CDU und FDP genehme Resultat, die Ablehnung einer Gesamtschule, abzusichern, werden in Lippstadt nicht nur die betroffenen Eltern der Viertklässler befragt, sondern auch die Erziehungsberechtigten der Zweit- und Drittklässler. Bekanntlich gibt es bei der letzteren Gruppe außer dem klaren Vorrang für das Gymnasium noch keine anderen Vorstellungen für die schulische Entwicklung ihrer Kinder. Dabei ist eine solche Befragung bei einem privaten Schulträger, wie die Ini, überhaupt nicht erforderlich.

Gefolgschaft

Mit ihrem Vorgehen folgen Stadtspitze und Ratsmehrheit den zweifelhaften Kommandos der Landesregierung aus CDU und FDP, die partout keine Gesamtschulen will. Dies wird zusätzlich durch die Maßgabe aus Düsseldorf deutlich, Gesamtschulen in kommunaler Regie neuerdings generell eine Ganztagskonzeption zu verweigern. Andere von der CDU geführte Kommunen (wie Solingen und Wuppertal) sind, so die Landtagsabgeordnete Marlies Stotz in der Sitzung des Lippstädter Rates, gegen diese gezielte Herabsetzung der Gesamtschule offensiv vorgegangen. In Lippstadt betonen Stadtspitze und Ratsmehrheit aber bei jeder Gelegenheit, eine Ganztagsschule in städtischer Regie werde nur eine Halbtagsschule sein. Die Absichten sind klar. Die Gesamtschule soll von den Lippstädter Eltern als wenig attraktiv empfunden werden und ein negatives Umfrageergebnis zu Tage fördern.

Notwendigkeit

Doch die Situation spitzt sich zu. Immer mehr schulmüde Kinder landen bei der Ini. Ein Gegensteuern ist unbedingt erforderlich. Durch die chaotische Politik der Landesregierung und ihrer überforderten Schulministerin hat sich der Trend zur Gesamtschule deutlich verstärkt. Durch die von Christ- und Freidemokraten verfügte Einführung des Turboabiturs nach einer nur zwölfjährigen Schulzeit statt der bisherigen dreizehn Jahre hat sich der Druck auf die Kinder und ihre Eltern nochmals erhöht. Die Notwendigkeit für eine Gesamtschule in Lippstadt ist gegeben. Von daher ist das Vorhaben der Ini zu begrüßen, mit der Gründung dieser Schulform auch in Lippstadt die Chancengleichheit vieler junger Menschen deutlich zu verbessern.

Erfahrungen

Stadtspitze und Ratsmehrheit hätte es gut angestanden, diesen Entschluss der engagierten Frauen und Männer des Ini-Verbundes mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Denn die Voraussetzungen für die Genehmigung von Gesamtschulen in privater Trägerschaft sind wesentlich einfacher. Was die Ini leisten kann, hat sie in den 25 Jahren ihres Bestehens in Lippstadt nachhaltig belegt. Auch als Schulträger verfügt sie über Erfahrungen. Bereits seit dem Jahr 2000 bereichert sie mit dem Ini-Berufskolleg als staatlich anerkannte Ersatzschule die heimische Bildungslandschaft.

Hans Zaremba

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Letzte Aktualisierungen: