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Werner Oelschlägel – ein Kommunaler mit Haut und Haar

Hans Zaremba erinnert an einen überzeugenden Sozialdemokraten

Vor 30 Jahren hatte die SPD mit dem plötzlichen Tod von Werner Oelschlägel einen schweren Verlust hinzunehmen. Der am 9. Februar 1931 im schlesischen Gottesberg geborene und am 25. Oktober 1977 in Lippstadt verstorbene Sozialdemokrat war ein Kommunalpolitiker mit Haut und Haar. Nicht nur für die Lippstädter SPD war der beruflich als Beamter bei der Kreisverwaltung tätige „dicke Oel“, wie er von seinen Mitstreitern liebevoll genannt wurde, eine enorme Hilfe, sondern auch für viele der Feierabendpolitiker außerhalb der Stadtgrenzen hatte er ständig wertvolle Tipps parat.

Beginn in Wadersloh

Der politische Werdegang von Werner Oelschlägel begann als Gemeinderatsmitglied im benachbarten Wadersloh. In dem damals gut 5.000 Einwohnern großen Dorf hatte er nach der Vertreibung von 1945 eine neue Heimat gefunden. In seiner ersten Wahlperiode von 1961 bis 1964 gehörte der Sozialdemokrat in Wadersloh dem Hauptausschuss, dem Rechnungsprüfungsausschuss und dem Wahlprüfungsausschuss und war darüber hinaus auch als Vertreter im Kreis- und Gemeindetag. Zudem wirkte er als Amtsvertreter im dortigen Rechnungsprüfungsausschuss mit. Während seiner zweiten Wahlperiode von 1964 bis 1969 war er Mitglied des Hauptausschusses und Vertreter im Kreisgemeindetag. Die letzten drei Jahre seines kommunalpolitischen Engagements in der Nachbargemeinde von 1969 bis 1972 waren von der Zugehörigkeit im Hauptausschuss, im Wahlprüfungsausschuss und Interkommunalen Ausschuss sowie als Angehöriger der Schulverbandsversammlung und als Amtsvertreter bestimmt. Durch seine fundierten beruflichen Kenntnisse und vielen Kontakte als Kommunalbediensteter hat sich Werner Oelschlägel sowohl bei der Entwicklung der kleinen münsterländischen Gemeinde als auch beim Aufbau der SPD in dem konservativ geformten Wadersloh bleibende Verdienste erworben.

Berater in Lippstadt

Im Frühjahr 1972 zog es den unterdessen zum Rechnungsprüfer des Kreises Lippstadt bestellten Werner Oelschlägel nach seiner Eheschließung mit Eva Kasemir, Sekretärin des damaligen Oberkreisdirektors Dr. Franz Schlarmann im Kreishaus an der Lipperoder Straße, an die Lippe. Aus dem Sprecher einer kleinen Gemeinderatsfraktion von vier Männern wurde der ehrenamtliche Geschäftsführer einer aus drei Frauen und siebzehn Herren bestehenden Stadtratsfraktion. Gemeinsam mit dem Fraktionsboss Werner Franke und dem Vorsitzenden des städtischen Planungs- und Verkehrsausschusses, Werner Roß, bildete er das Trio der „drei Werners“ und gab der nicht immer einfachen Arbeit der SPD-Ratsfraktion nach der kommunalen Gebietsreform von 1975 und dem Tod des Bürgermeisters Jakob Koenen fortlaufend neue Impulse und war ihr wichtigster Berater.

Landtagswahlkampf im Mai 1970 in Lippstadt.Werner Oelschlägel (zweiter von links) mit dem Landtagskandidaten Horst Marin, dem Jungsozialisten Karl-Heinz Brülle, dem damaligen Ministerpräsidenten Heinz Kühn, Parteisekretär Werner Roß, SPD-Kreisvositzender Lothar Reiter und ganz rechts der Betriebsratsvorsitzende der Hella, Franz Homberg.

„Seeheimer“ im Ortsverein

Das verlässliche Wissen des mit der Kommunalreform von 1975 jetzt für den Kreis Soest wirkenden Beamten nutzte auch der Lippstädter SPD-Ortsverein, der den bekennenden Freund des „Seeheimer Kreises“ an die Seite des Juso und Ortsvereinschefs von 1973 bis 1979, Karl-Heinz Brülle, zum Vizevorsitzenden berief. Als langjähriger Anhänger und vehementer Verfechter der politischen Überzeugungen des stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD von 1968 bis 1983, Helmut Schmidt, war es für Werner Oelschlägel die logische Konsequenz, dass der Hamburger im Mai 1974 von der sozialliberalen Koalition zum Nachfolger des zurücktretenden Regierungschefs Willy Brandt gewählt wurde. In dem Hanseaten an der Spitze der Bundesregierung in Bonn sah der Lippstädter die Chance und den Garanten, die in der Phase des ersten sozialdemokratischen Bundeskanzlers begründete neue Ostpolitik und den mit der Regierungserklärung von 1969 („Wir wollen mehr Demokratie wagen“) eingeleiteten innenpolitischen Aufbruch fortsetzen zu können. Die derweil in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eingegangenen Leistungen der achtjährigen Kanzlerschaft von Helmut Schmidt bestätigen die frühe Charakterisierung des heimischen Sozialdemokraten über den später weltweit anerkannten Staatsmannes aus dem Hamburger Stadtteil Bergedorf.

Vermittler von politischer Bildung

Auch die SGK (Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik) profitierte von den großen Erfahrungen von Werner Oelschlägel und wählte ihn zu ihrem Kreisvorsitzenden. Durch ihn wurden in den 70er Jahren jene Grundlagen für eine kontinuierliche kommunalpolitische Bildungsarbeit gelegt, die noch heute für die Sozialdemokraten kreisweit ihre Verbindlichkeit haben. Er empfand sich in dieser Funktion stets als ein „Vermittler von politischen Wissen“. Eine Vielzahl von Stadträten und Kreistagsabgeordneten hat von der selbstlosen Arbeit dieses überzeugenden und während der Herbstwoche 1977 unerwartet verstorbenen Kommunalpolitikers profitiert.

Kommunalpolitiker.Werner Oelschlägel (zweiter von links) bei einem Ortstermin im Frühjahr 1977 mit dem späteren Bürgermeister Klaus Helfmeier (zweiter von rechts) und dem Ratsherrn Walter Neumann (rechts).
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